Avatar und Atavismus / Outside der Avantgarde

Eva Kot’átková

aus der Serie Theatre of speaking objects, 2014

Verschiedene Materialien
, 137 × 32 × 35 cm

Courtesy Meyer Riegger

Durch Ge­gen­über­stel­lung und Zu­sam­men­stel­lung macht die Aus­stel­lung Ava­tar und Ata­vis­mus. Outside der Avant­gar­de ein Phä­no­men sicht­bar, das im über­ra­schen­den Auf­tau­chen von Köp­fen, Hän­den und an­de­ren Kör­per­tei­len ei­nen ar­che­ty­pi­schen An­ker in die Kunst der 1980er Jah­re setzt. Es sind nam­haf­te Ver­tre­ter west­li­cher Kunst ver­schie­de­ner Ge­ne­ra­tio­nen, die ge­gen die Er­run­gen­schaf­ten der Mo­der­ne – Abs­trak­ti­on und Kon­zep­tua­li­tät – auf­be­geh­ren. Seit der Tran­s­a­vant­gar­de um 1980 sind ani­mis­ti­sche Mo­men­te im Spiel, die sich im „zer­stü­ckel­ten Kör­per“ (Jacques Lacan), dem Tier als Al­ter Ego und an­de­ren Chif­fren des „Wil­den Den­kens“ (Claude Lévi-Strauss) äu­ßern. Die en­ge Bin­dung an Outs­i­der-Kunst ist da­bei nicht zu über­se­hen. Das Phä­no­men lässt sich bis heu­te ver­fol­gen, auch wenn es oft an­ders in­ter­pre­tiert wur­de.



Die Aus­stel­lung zeigt bekann­te Künst­le­rin­nen und Künst­ler mit Ar­bei­ten zwi­schen Ob­ses­si­on, Nar­ra­ti­on und Groteske, wie sie seit der postmoder­nen Wen­de nach 1978 mög­lich ge­wor­den sind. Ein Raum mit Wer­ken des „wil­den“ Jahr­zehnts er­öff­net mit Na­men wie Francesco Clemente, Wal­ter Dahn, Mar­tin Dis­ler und Jiří Georg Dokoupil. Dar­an schlie­ßen sich Ar­bei­ten Sieg­fried Anzin­gers an, flan­kiert von Künst­lern wie An­to­ni­us Hö­ckel­mann und Al­fred Klinkan. Im fol­gen­den Jahr­zehnt las­sen sich wie ei­ne ani­mis­ti­sche Ket­te Po­si­tio­nen von Franz West, Ro­se­ma­rie Tro­ckel, Gün­ther Förg, Tho­mas Schüt­te und Mi­ke Kel­ley aus­ma­chen, die neue Ava­tare er­fin­den: West die Le­mu­ren, Förg die Mas­ken und Tro­ckel die ge­strick­ten Ge­sichts­mas­ken „Ba­la­kla­va“. Was die­se Ar­che­ty­pen voll­ends le­gi­ti­miert und erst heu­te rich­tig sicht­bar macht: Die­se Ava­tare sind von un­ter­schied­li­chen Persönlichkei­ten der Ge­ne­ra­tio­nen zu­vor, an­ge­führt von Loui­se Bour­geois und Ma­ria Lass­nig mit Ge­org Ba­se­litz und Bru­ce Nau­man, die in der glei­chen Zeitspan­ne ei­ne ähn­li­che Grund­hal­tung an den Tag le­gen.

Künst­ler­per­sön­lich­kei­ten wie Sa­rah Lu­cas, Da­na Schutz, Kai Alt­hoff, Tho­mas Zipp, An­dré But­zer, An­dy Ho­pe 1930 oder John Bock set­zen nach 2000 die­se Ten­denz mit ganz ei­ge­nen Ak­zen­ten fort. Tal R und Jo­na­than Mee­se haben ei­ne Neu­kon­struk­ti­on der Burg MOR von 2005 errichtet. Die Ava­tare der jun­gen Ge­ne­ra­ti­on von heu­te ver­bin­den sich mit Re­a­dy Ma­des und Me­di­en­re­fle­xi­on, so in den Ar­bei­ten von Neїl Beloufa und Eva Kot’átková.

Die Arbeiten der „Outsider-Künstler“ wurden von Pia Witzmann und Veit Loers direkt aus Einrichtungen in NRW und Italien zusammengetragen. Darunter Werke von Ge­org Brink­schul­te, Karl Burk­hard, Giu­sep­pe Cur­to, Gior­gio Do­ri­go, Wil­ma Sa­vio, Al­fred Stief u. a. aus dem Kunst­haus Kan­nen Müns­ter, der Kunst-Pra­xis Soest e.V., von den MALzeit­ler Du­is­burg und aus dem ULSS 2 Felt­re/Ita­li­en. Sie verweisen exemplarisch auf die konstante Allgegenwärtigkeit eines in allen Menschen angelegten aber nur selten gegen das vorherrschend Rationale nach außen gelangenden Bildreservoirs.

Ku­ra­tiert wurde die Aus­stel­lung von Veit Lo­ers mit Gre­gor Jan­sen und Pia Witz­mann. Sie wird sich im Ok­to­ber und An­fang No­vem­ber 2015 mit Kas­per Kö­nigs und Falk Wolfs Aus­stel­lung Der Schat­ten der Avant­gar­de im Es­se­ner Mu­se­um Folk­wang über­schnei­den.


Bilder

Dana SchutzVertical Life Support, 2005Öl auf Leinwand, 155 × 91,5 × 4 cmCourtesy Contemporary Fine Arts, Berlin© die Künstlerin

Dana Schutz
Vertical Life Support, 2005
Öl auf Leinwand, 155 × 91,5 × 4 cm
Courtesy Contemporary Fine Arts, Berlin
© die Künstlerin

Eva Kot’átková
aus der Serie Theatre of speaking objects, 2014
Verschiedene Materialien
, 137 × 32 × 35 cm
Courtesy Meyer Riegger

Eva Kot’átková

aus der Serie Theatre of speaking objects, 2014

Verschiedene Materialien
, 137 × 32 × 35 cm

Courtesy Meyer Riegger

Eva Kot’átková
aus der Serie Theatre of speaking objects, 2014
Verschiedene Materialien
, 137 × 32 × 35 cm
Courtesy Meyer Riegger

Eva Kot’átková

aus der Serie Theatre of speaking objects, 2014

Verschiedene Materialien
, 137 × 32 × 35 cm

Courtesy Meyer Riegger

Franz WestLemurenkopf I und II, 1991© Legal successor of the artist, Collection Flemish Community, S.M.A.K.

Franz West
Lemurenkopf I und II, 1991
© Legal successor of the artist, Collection Flemish Community, S.M.A.K.

Günther FörgMaske, 1990BronzeFoto: Wolfgang Günzel© Estate of Günther Förg Courtesy Privatsammlung

Günther Förg
Maske, 1990
Bronze
Foto: Wolfgang Günzel
© Estate of Günther Förg
Courtesy Privatsammlung

Martin KippenbergerMartin guckt durchs Schlüsselloch, 1983Öl auf Leinwand (7 Teile), 180 × 160 cmPrivatsammlung© Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne

Martin Kippenberger
Martin guckt durchs Schlüsselloch, 1983
Öl auf Leinwand (7 Teile), 180 × 160 cm
Privatsammlung
© Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne

Karl Burkhardo. T., ca. 1995Blei- und Buntstift auf PapierAlfred StiefMann mit einem Arm, ca.1994-96Kopf, ca. 1994Kopf mit langem Hals, ca. 1994Installationsansicht Kunsthalle DüsseldorfFoto: Katja Illner

Karl Burkhard
o. T., ca. 1995
Blei- und Buntstift auf Papier

Alfred Stief
Mann mit einem Arm, ca.1994-96
Kopf, ca. 1994
Kopf mit langem Hals, ca. 1994

Installationsansicht Kunsthalle Düsseldorf
Foto: Katja Illner

Alfred StiefKopf, ca. 1994Kopf mit langem Hals, ca. 1994Foto: Katja Illner

Alfred Stief
Kopf, ca. 1994
Kopf mit langem Hals, ca. 1994
Foto: Katja Illner

„Avatar und Atavismus. Outside der Avantgarde“, Installationsansicht Kunsthalle Düsseldorf, 2015Foto: Katja Illner

„Avatar und Atavismus. Outside der Avantgarde“, Installationsansicht Kunsthalle Düsseldorf, 2015
Foto: Katja Illner

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