Folge 1
Jan Wagner und Gregor Jansen geben einen Einblick in die Ausstellungen in der Kunsthalle und der Filmwerkstatt.
Als mit dem Aufkommen des Begriffs ‚Intermedia‘ die Annäherung und Überschneidung von bislang getrennten Kunstgattungen sowie generell die Synthese von künstlerischer Praxis und alltäglichem Leben gefordert wurde, rückte auch das zeitbasierte Medium Film immer mehr in den Fokus der künstlerischen Praxis. In den 1970er Jahren war Lutz Mommartz maßgeblich an der Initiative der Filmgruppe Düsseldorf beteiligt, die sich für die Anerkennung des Mediums Film in der bildenden Kunst und für die Etablierung einer Filmklasse an der Kunstakademie Düsseldorf einsetzte. 1975 erhielt Mommartz die erste Professur für Film in der damaligen Abteilung für Kunsterziehung der Kunstakademie Düsseldorf (heute Kunstakademie Münster) und leitete die Filmklasse bis 1999. Die Aktivitäten der Filmgruppe Düsseldorf bewirkten zudem 1976 die Gründung der städtischen Filmwerkstatt.
Die Kunsthalle Düsseldorf war bundesweit eine der ersten Institutionen, die im Sinne eines solchen intermedialen Ansatzes Mommartz‘ Filme zeigte und ihn bereits 1968 eine multimediale Inszenierung veranstalten ließ. Seine unkonventionellen Filme und Inszenierungen sorgen für Begeisterung und mediales Aufsehen, in ihrer Konsequenz aber gelegentlich auch für Skandale. In mehr als 50 Jahren hat Mommartz ein beeindruckendes Werk an Kurz- und Experimentalfilmen, Langfilmen und dokumentarischen Aufnahmen der Düsseldorfer Kunstszene, an zeitbasierten Installationen und Projekten produziert.
Die Retrospektive in der Kunsthalle Düsseldorf führt in dieses vielschichtige Filmschaffen von Lutz Mommartz ein und zeigt thematische sowie assoziative Querverbindung zwischen den Filmen auf. Zusätzlich nimmt Lutz Mommartz selbst in zwei großangelegten Installationen eine Revision seiner Filme vor und entwickelt von seinem heutigen Standpunkt aus eine Präsentation, in der filmische Verfahren wie Montage, Loop, Zeitlupe, Beschleunigung, Zersplitterung und Fragmentierung, zum Einsatz kommen. Die Retrospektive ist deshalb sowohl eine Werkschau des fünfzigjährigen Gesamtwerks als auch dessen Premiere.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Renate Buschmann und Gregor Jansen – in Kooperation mit dem Künstler.
Zur Ausstellung ist ein umfassender zweibändiger Katalog erschienen, der als Überblicksverzeichnis zu Mommartz‘ Lebenswerk dienen soll. Ein Gespräch zur Katalogvorstellung finden Sie hier.
In Ergänzung zeigt die Filmwerkstatt Düsseldorf vom 21. November bis 31. März 2021 die Ausstellung Film, Gruppe, Werkstatt – Lutz Mommartz und die Filmwerkstatt Düsseldorf, kuratiert von Jan Wagner, in der die Gemeinschaftsproduktion Der gerechte Krieg 1525 (Regie: Lutz Mommartz und Hartmut Kaminski) zum Anlass genommen wird, die Entstehungsgeschichte der Filmwerkstatt darzulegen.
Lutz Mommartz
Beuys/Thunberg – Zeitenwenden, 2020
Foto: Katja Illner
Lutz Mommartz
Windmühle, 2020, Adaption nach einer Idee von 1968
Foto: Katja Illner
Lutz Mommartz
Zeitschneider, 2020
Installation mit 36 Stunden Filmmaterial
Foto: Katja Illner
Lutz Mommartz
Filmprogramm, 34 Filme in sechs Programmen
Foto: Katja Illner
Lutz Mommartz
Schleifen, 2020
Installation mit Ausschnitten aus Filmen
Foto: Katja Illner
Lutz Mommartz
Zeitschneider, 2020
Installation mit 36 Stunden Filmmaterial
Foto: Katja Illner
Kunsthalle Düsseldorf
Installationsansicht, 2020
Foto: Katja Illner
Lutz Mommartz
Schleifen, 2020,
Installation mit Ausschnitten aus Filmen
Foto: Katja Illner