Sonntag, 27. August 2023
15 – 16 Uhr
Veranstaltung im Eintritt inbegriffen
Nur schön und unbeschwert?
Aufständische Textilien in Kunst, Mode und Design
Textile Materialien und Techniken sind eng verwoben mit essentialistischen Vorstellungen von Weiblichkeit. So erscheint es natürlich, wenn Künstlerinnen mit Textilien und textilen Techniken arbeiten. Obwohl das gewerbliche und das künstlerische Herstellen von textilen Werken sehr wohl auch männlich aufgeladen ist, dominiert die Evokation des Weiblichen. Dieses Spannungsfeld von falscher Vereinnahmung, die oft verbunden ist mit der Marginalisierung und Entwertung des Textilen als hübsches, weibliches Attribut, nutzen Künstlerinnen der westlichen, kapitalistischen Welt seit den 1960er Jahren, um sich feministisch zu positionieren. Auch heute unterlaufen Künstler*innen mit dem künstlerischen Gebrauch von Textilien nicht nur Geschlechtergrenzen, sondern richten sich gegen zahlreiche andere Missstände, gegen politische und verbrecherische Unterdrückung, soziale Ungleichheit als Folge der Globalisierung. Kunst mit Textilien ist in gefährlichen Systemen zuweilen eines der wenigen Mittel für Widerstand. Denn wer würde hinter dem Sticken, Stricken, Weben einen Aufstand vermuten?
Foto: © Steffen Alexander Bohnet