Marijke van Warmerdam
Nahebei in der Ferne
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Blätter und eine Feder, die im Wind tanzen, blühende Blumen oder ein Mädchen, das einen Handstand macht. Marijke van Warmerdam (*1959, lebt und arbeitet in Amsterdam und Karlsruhe) beschäftigt sich in ihren Werken in auffälliger Weise mit einfachen Dingen. Sie nutzt Bildkonstruktionen, Foto- und Filmtechniken, die eine offene und unerwartete Perspektive ermöglichen, wodurch sie die schlichte Schönheit von Kleinigkeiten betont.
Die Künstlerin ist vor allem für ihre kurzen, als Loops präsentierten Aufnahmen bekannt. In der Kunsthalle werden ihre bekannten Filme wie Handstand (1992), Skytypers (1997) und Couple (2010) als Projektionen gezeigt. Zusätzlich zu den Videoarbeiten und Filmen werden Skulpturen und auf Leinwand gedruckte, teilweise mit Acrylfarbe bemalte Filmstills präsentiert.
Marijke van Warmerdam erzählt in ihrem Werk keine Geschichten, sondern verlässt sich auf die visuelle Kraft ihrer Motive: ein fallender Tropfen Milch, der sich langsam in einem Glas Wasser auflöst in Dream machine (2006), oder die Herbstblätter, welche in Wind (2010) von leichten Böen durch eine verlassene Industrielandschaft getragen werden.
Neu ist das Hinzufügen von Sound zu einer autonomen Skulptur. Bis jetzt war es meistens die Symbiose von Klang und Titel, die ein starkes Bild erzeugte. Aber auch die Architektur der Räume, in denen Van Warmerdam ihre Arbeiten platziert, sind eine Inspirationsquelle. Ebenso bei der für diese Ausstellung entstandene Arbeit „New balls, please!“, die mit ihrer Zick-Zack-Front und den vibrierenden Fenstern auf die extrem lange Fensterfläche im Seitenlichtsaal der Kunsthalle reagiert.
Marijke van Warmerdam löst banale Gegenstände aus ihrem alltäglichen Kontext und eröffnet dadurch ungewöhnliche Arten des Sehens und Erfahrens. Die endlosen Wiederholungen in den Filmloops haben einen hypnotischen Effekt. Es sind unterschiedliche Realitätsebenen, die durch Van Warmerdams Arbeiten evoziert werden. Der Betrachter wird an die Schwelle zwischen Traum und Realität geführt. Mit vordergründiger Leichtigkeit regt die Künstlerin durch subtile Interventionen wie Neigen, Drehen, Rotieren oder Spiegeln zu neuen Modi des Sehens an. Diese – oft minimalen – Veränderungen führen letztlich dazu, dass wir uns auch ein klein wenig aufmerksamer und mit offeneren Augen durch die Welt bewegen.
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