Das Haus

Ofenrohr von Joseph Beuys an der Kunsthalle Düsseldorf

Kunsthalle Düsseldorf

Experimente, künstlerische Haltungen und sinnliche Erfahrungen. Internationale Strömungen und Düsseldorfer Positionen, neue Talente und‚ große Namen finden in dem eigenwilligen Haus am Grabbeplatz unter der Leitung von Dr. Gregor Jansen ihren Platz. Die Kunsthalle ist seit jeher eine Basis der Künstler*innen, ein Standort für Möglichkeiten. Mit Hans-Peter Feldmann, einem der gefragtesten Düsseldorfer Konzeptkünstler, wurde 2010 die lang erwartete Retrospektive in seiner Heimatstadt ausgerichtet und mit Ferdinand Kriwet stellte 2011 ein weiterer Star der 1960er und 1970er Jahre sein Œuvre weltweit erstmalig in einer umfassenden Werkschau multimedial inszeniert vor. Tomma Abts aus London, Chris Martin aus Brooklyn, Yüksel Arslan aus Paris oder Michael Kunze aus Berlin standen neben der viel rezipierten Reproduktion des Kapitalistischen Realismus, der Ausstellung Leben mit Pop 2013 zur Diskussion. Eine lange Tradition haben die Ausstellungen der Preisträger*innen des Karl Schmidt-Rottluff Stipendium in der Kunsthalle Düsseldorf (seit 1989), sowie Kooperationen mit den regionalen Kunstakademien, wie 2017 die Ausstellung Akademie [Arbeitstitel] mit Studierenden und Lehrenden der Kunstakademien Düsseldorf und Münster und der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM). Die Kunstszene Düsseldorfs und des umliegenden Rheinlands und Ruhrgebiets wurde auch in Ausstellungen wie ÜBER ECK in 2014, d-polytop in 2019 oder SUBJEKT und OBJEKT. FOTO RHEIN RUHR in 2020 näher beleuchtet.

Die vielfältigen und hochkomplexen Kunstszenen Asiens bilden seit 2011 einen Schwerpunkt, der auch mit dem Standort Düsseldorf wirtschaftlich eng verknüpft ist. So fanden Japan mit der Group 1965 in 2011, China mit Yin Xiuzhen in 2012/2013, Song Dong in 2015/2016, Samson Young in 2016/2017 und Liu Xiaodong in 2018 und Korea mit Transfer Korea-NRW in 2013 oder Cody Choi in 2015 hier ihre Spielstätte.

Seit einigen Jahren liegt ein weiterer thematischer Schwerpunkt des kuratorischen Programms auf Fragen nach biologischen und sozio-kulturellen Bedingungen des Menscheins sowie auf dem menschlichen Körper und den damit verbundenen Fragen hinsichtlich Gender- und Identitätskonstruktion. In Ausstellungen wie Real Humans (2015), Welcome to the Jungle (2018), Journey Through A Body (2021) und Es liebt Dich und Deine Körperlichkeit ein Verwirrter (2022) bis zu Die unhintergehbare Verflechtung aller Leben (2023) wurden zahlreiche Künstler*innen eingeladen, die sich in ihrer Arbeit intensiv mit dem Handeln, Denken und Selbstverständnis des menschlichen Individuums in der Gegenwart auseinandersetzen.

Mit neuen Formaten wie Kunsthalle BÜHNE (2011–14), MUR BRUT (seit 2014) und der Reihe NACHTFOYER (seit 2004) werden zudem weitere Themenfelder und Diskursräume eröffnet. Die Kunsthalle stärkt hierdurch insbesondere die Präsenz junger zeitgenössischen Positionen, unter anderem über die Anbindung an die nahe gelegene Kunstakademie.

Kunstwerke der Kunsthalle

Als Haus für Wechselausstellungen verfügt die Kunsthalle Düsseldorf über keine Sammlung. Dennoch prägen einige Kunstwerke, vor allem im Außenraum, das Bild des Hauses.

Direkt über dem Haupteingang als in und für den architektonischen Entwurf geschaffene Außenskulptur ziert die Arbeit Relief von Karl Hartung die Fassade. Gleich daneben läuft Die Träne, ein Relikt einer Performance von James Lee Byars als Hommage nach dem Tode seines Künstler-Kollegen Joseph Beuys, seit 1986 am Gebäude hinunter. Auf einem Sockel links neben der Eingangstreppe thront der Habakuk des Künstlers Max Ernst, eine Arbeit aus dem Besitz des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen.

Seit 1969 befindet sich zudem in einer Bodenplatte links vom Haupteingang mit windows and matchdrops eine Bodenarbeit von Michael Heizer. Die Arbeit Kippdeckel von Lee Thomas Taylor wurde im Jahr 2004 im Rahmen der Ausstellung raumfürraum auf dem Treppenabsatz installiert.

Geht man um das Haus herum, fällt an der rechten Außenfassade eine weitere Arbeit ins Auge. Ein Ofenrohr, das über dem Eingang zum Kom(m)ödchen aus der Mauer ragt. Die Arbeit wurde 1981 zur Ausstellung Schwarz von Joseph Beuys angebracht und endet im Innenraum der Kunsthalle, im Emporensaal, als Loch.
Unterhalb der Arbeit von Joseph Beuys fallen vier große Skulpturen ins Auge. Die vier Karyatiden des Bildhauers Wilhelm Albermann dienten der alten Kunsthalle als Portalfiguren. Sie konnten vor der Zerstörung des alten Museumsbaus im Zweiten Weltkrieg bewahrt werden und stellen die vier Künste Musik, Bildhauerei, Malerei und Architektur dar. Irrtümlich wurden sie zunächst dem Bildhauer Leo Müsch zugeschrieben, dessen Name auch auf einer Plakette an der Rückseite der Figuren vermerkt ist.

Auch in den Ausstellungsräumen des Hauses finden sich einige Arbeiten, die als Geschenk an die Kunsthalle übergegangen sind – darunter bisweilen Gerhard Richters Spiegel von 1981 oder eine Gravur der Künstlerin Sophie Isabel Urban mit Simon Wienk-Borgert, die sich seit der Ausstellung Akademie [Arbeitstitel] 2017 permanent unter der Treppe im ersten Obergeschoss befindet. Die permanente Arbeit Elastischer Fuß/Plastischer Fuß, von Joseph Beuys 1969 zur Ausstellung „PROSPECT 69“ realisiert, befindet sich im kleinen Depot neben dem Kinosaal. Heute ist die Arbeit durch den Einbau eines zweiten Fluchtwegs für den Kinosaal und den Theaterraum des Kom(m)ödchens nicht mehr sichtbar.