Geschichte der
Kunsthalle Düsseldorf

James Lee Byars, Performance Das Gebet, 1986, Foto: Heinz Jokisch

Der 1967 erbaute Betonkubus der Kunsthalle ist einer der prägnantesten Bauten Düsseldorfs, ein selten gewordenes Zeugnis brutalistischer Architektur. Die Architekten Beckmann und Brockes verwendeten Betonfertigteile, die in den 50er Jahren aus rein wirtschaftlichen Gründen entwickelt worden waren, und sahen sich damit nicht nur einer formalen Herausforderung gegenüber. Vor diesem Hintergrund ist heute die Architektur der Kunsthalle zu verstehen.

Seit der Eröffnung des Hauses am Grabbeplatz sind die beiden unabhängigen Institutionen Kunsthalle und Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen unter einem Dach angesiedelt. Nicht nur äußerlich, auch in seiner konzeptionellen Ausrichtung unterscheidet sich die Kunsthalle von allen anderen Düsseldorfer Museen. Als Haus für Wechselausstellungen ohne eigene Sammlung, standen von Beginn an Tendenzen und Positionen der zeitgenössischen Kunst ebenso im Zentrum des Programms wie deren historische und lokale Bezugspunkte. Hier fanden so wegweisende Ausstellungen statt wie die Reihe der „Prospect”-Ausstellungen zwischen 1968 und 1976, und so manche*r internationale Künstler*in betrat den europäischen Kunstmarkt über die Düsseldorfer Kunsthalle. Die Kunsthalle sieht es als ihre Aufgabe, zur Auseinandersetzung mit der Kunst von heute anzuregen – in ihrer Unmittelbarkeit, aber auch im Kontext von aktuellen Entwicklungen – einer Kunst also, die sprachfähig ist und gesellschaftliche Diskurse aufgreift. Von zentraler Bedeutung ist der Gedanke der Vermittlung von zeitgenössischer Kunst und das Aufzeigen ihrer Wurzeln sowie der Kontinuitäten innerhalb des künstlerischen Diskurses.

Ende der neunziger Jahre engagierten sich Düsseldorfer Künstler*innen und Bürger*innen mit Erfolg für den Erhalt der Kunsthalle. Die Kunsthalle wurde zeitweilig für umfassende Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen durch das Architekt*innenteam rheinflügel geschlossen und steht seit Juli 2002 wieder für Besucher*innen offen. Das Innere des Hauses besticht durch seine einfache Gliederung und großzügig dimensionierte Ausstellungssäle. Die Qualitäten dieser Räume sind nach dem Umbau unterstrichen und für die Präsentation von Kunst optimiert. Von Böden, Wänden, Decken sind die abgängigen Oberflächen und Technikapplikationen entfernt worden, zu Gunsten einer neuen, glatten, strahlenden Haut, hinter der sich jetzt die technischen Installationen verbergen. Das neue Beleuchtungskonzept unterstreicht die Proportionen der Räume, und auch die Eingangsfassade und die Foyerzonen vom Erdgeschoß bis ins 2. Obergeschoß erfüllen nun entsprechend der ursprünglichen Konzeption von 1967 wieder die Aufgaben von Empfang und Orientierung. Präsenz und Gestalt von Kasse, Buchverkauf, Bar und Information sind kubistisch als Widerklang der Kunsthalle-Architektur entworfen.

Die Kunsthalle Düsseldorf ist ein Ort für die ganze Vielfalt internationaler Gegenwartskunst und verwandte zeitgenössische Diskurse. Diese Tradition der Kunsthalle setzt sich seit der Wiedereröffnung des Hauses im Jahr 2002 fort, weiterhin werden innovative Formate des Ausstellens und Kommunizierens entwickelt.
Die inhaltlich wie zeitlich enorm vielfältige und anregende Bandbreite von Ausstellungen wie „Zurück zum Beton – Die Anfänge von Punk und New Wave in Deutschland 1977-`82”, „Ready to Shoot – Fernsehgalerie Gerry Schum, videogalerieschum“ (2003), „Palermo“ (2007), „Sonic Youth etc.: Sensational Fix“ (2009), „Eating the Universe. Vom Essen in der Kunst“ (2009/2010), „Hans-Peter Feldmann – Kunstausstellung“ (2010) oder „KRIWET – Yester ‘n’ Today“ (2011) fanden beim Publikum großen Anklang. In der Ausstellungsreihe „Seitenlichtsaal“ wurden, oder mit den Künstler*innen des Karl Schmidt-Rottluff Stipendiums werden zudem auch jüngere und unbekanntere künstlerische Positionen vorgestellt.

Seit Januar 2010 ist Gregor Jansen Direktor der Kunsthalle Düsseldorf. Internationale Strömungen und Düsseldorfer Positionen, neue Talente und „große“ Namen finden in diesem eigenwilligen Haus auch unter seiner Leitung weiterhin ihren Platz.

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